Emil Paul von der Osten
Emil von der Osten, 1893
Emil Paul von der Osten (* 12. Februar 1848 in Fürstenwalde/Spree; † 13 April 1905 in Oskarshamn/Schweden)
Diese kleine Notiz fand Florian Wilke im „Fürstenwalder Wochenblatt“ vom 19. Februar 1848.
(Bild Auszug Fürstenwalder Wochenblatt)
Was macht diesen Emil Paul von der Osten so interessant? Er ist doch nur in Fürstenwalde geboren und hat, wenn überhaupt, nur kurze Zeit hier gelebt.
Einige Fragen, die sich uns im Rahmen der Recherchen stellten und nach deren Beantwortung wir suchten.
- Wer waren seine Eltern?
- warum wurde er ausgerechnet in Fürstenwalde geboren?
- Wie kommt es zu den Interessanten Taufzeugen von Bredow und von Winterfeld
- Waren diese hier in Fürstenwalde in der Garnison oder kamen sie extra wegen der Geburt nach Fürstenwalde?
- Was für ein Leben führte von der Osten nach seiner Geburt?
- Wie kommt es, dass sowohl die schwedische als auch die deutsche Wikipedia gleichermaßen behaupten, er wäre schwedische bzw. Deutscher Schauspieler?
Erste Auskünfte gibt der Kirchenbuchauszug aus dem Archiv des Domes zu Fürstenwalde.
(Bild Kirchenbuchauszüge)
Sein Vater war der Schauspieler und Theaterintendanten Emil von der Osten – wahrschein-lich der Chef einer reisenden Theatergruppe. Seine Mutter war Amalie Bertha Raszewsky genannt Carli. Sie war offensichtlich Schauspielerin der Truppe und nicht mit Emil von der Osten verheiratet. Jedenfalls taucht sie in den späteren biografischen Angaben nicht mehr auf.
Der Geburtsort Fürstenwalde/Spree resultiert höchstwahrscheinlich aus einem Gastspielau-fenthalt der Schauspielertruppe in Fürstenwalde. Der Geburtsort war „Stadt 208“ später Müh-lenstr. 2 (Wohnhaus) und noch später Textilkaufhaus Gottfeld.
Interessanterweise sind 2 der Taufzeugen aus bedeutenden Brandenburgischen Adelsfami-lien, wie auch von der Osten eine bedeutende Adelsfamilie vornehmlich aus Pommern und in einem weiteren Zweig, Osten-Sacken, im Baltikum waren. Über die näheren Hintergründe der Taufzeugenschaft ist noch nichts bekannt aber die Familien von der Osten, von Winterfeld und von Bredow waren über verschiedene Eheschließungen famili-är sehr stark miteinander verbunden.
Emil von der Osten ging 1862 mit seinem Sohn Emil Paul nach Schweden. Emil Paul trat hier bereits im Alter von 13 Jahren in die schwedische Marine ein und fuhr auf einem Dickson-Schiff 10 Jahre lang zur See. Er machte drei Fahrten um die Welt mit und lern-te Australien, Indien, Japan, China kennen, avancierte zum Offizier erwarb das Kapitänspa-tent und machte 1870 bei der Insel Guadeloupe den Schiffbruch der „Freya“ mit. Er war einer der letzten an Deck und rettete sich schwimmend an Land. Kurz danach entsagte er dem Seedienst, musste sich jedoch von den Antillen, wo er sich nach der Katastrophe aufhielt, infolge eines Duells mit einem jüngeren Kameraden nach Ame-rika flüchten.
Dort entdeckte er erst sein Talent und betrat auch in Philadelphia zum ersten Mal die Bühne. Ottilie Genée, damals Leiterin des Deutschen Theaters in San Francisco, berief Osten zu sich und hatte die Freude, Zeugin seiner Erfolge zu sein. Obwohl er dort reiche Anerkennung fand, veranlassten ihn dennoch die großen Triumphe, die Fanny Janauschek auf der engli-schen Bühne feierte, sich ebenfalls auf das Studium der englischen Sprache zu verlegen, um dann seine Kunst in diesem Idiom auszuüben.
Das Wagnis, denn ein solches war es, gelang über alles Erwarten, denn er erzielte in Chica-go, San Francisco, Milwaukee, Boston etc. rauschenden Beifall. Nachdem er längere Zeit in allen größeren Städten der Vereinigten Staaten Nordamerikas sowohl als Schriftsteller wie als Vorleser erfolgreich aufgetreten war, zog es ihn doch wieder in die Heimat zurück, und so schiffte er sich nach Europa ein und betrat in Breslau zum ers-ten Mal in Deutschland die Bühne. Sowohl dort wie am Residenztheater Hannover gefiel er und wurde nach Ludwig Barnays Abgang für das Hamburger Stadttheater gewonnen.
Als am 24. Oktober 1880 Friedrich Dettmer gestorben war, lud man Osten zu einem Gast-spiel ins Dresdner Hoftheater.
1890 schied der Künstler, um seine Gastspielreisen ungestörter unternehmen zu können, aus dem Verband des Dresdner Hoftheaters und begab sich noch im selben Jahre nach Amerika, wo er in San Francisco in seinen Lieblingsrollen auftrat. Ein Jahr später kehrte er wieder nach Europa zurück, nahm kein festes Engagement mehr an, sondern erschien seit-her nur noch gastierend auf den ersten Bühnen Deutschlands.
1885 kehrte er nach Schweden zurück, wo er am „Königlich dramatischen Stora Theater“ in Göteborg mitwirkte. Nach einigen Jahren gründete er seine eigene Wandertheaterkompanie. Es wurde die schwedische Stadt Göteborg, die nun zum Hoffnungsfeld für ihn wurde. Hier spielte von der Osten noch mit der gleichen heiligen und brennenden Liebe zum Schau-spiel, umgeben von einem mehr oder weniger künstlerischem Ensemble und mit wechseln-dem Glück.
Er war mit Rosa von der Osten-Hildebrandt (1850–1911) verheiratet, die gemeinsamen Kin-der waren die Schauspielerinnen Eva von der Osten und Vali von der Osten, die mit Fritz Windgassen verheiratet war, sein Enkel damit Wolfgang Windgassen.
Von der Osten war sowohl als Schauspieler als auch als Mensch sehr beliebt.
Neujahr 1905 zog er auf der Gastspielreise in der Nähe von Oskarshamn wegen der großen Kälte eine Erkältung, sowie eine Lungenentzündung zu. Darüber hinaus bekam er einen Schlaganfall, der ihn der Redefähigkeit beraubte. Er kam ins Lasaret in Oskarshamn, wo er am 13. April 1905 starb.
Aus einer Verbindung mit der Schauspielerin Lotte Lundberg-Seelig (1867-1924) stammte der Sohn Paul Seelig (5. Oktober 1900 – 5. August 1931) Auch er wurde mit 13 Jahren schwedischer Schauspieler und spielte in etwa 15 Rollen zu-nächst unter dem Namen Paul von der Osten. Als Paul Seelig verließ er Schweden Ende der zwanziger Jahre, zuerst zum Film nach Deutschland, später dann zu Paramount in Paris. Im Sommer 1931, wurde er in Frankreich unter unbekannten Umständen getötet.