Kategorie:Fürstenwalder Stadtforst
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Stadtforst Fürstenwalde
Der Stadtforst Fürstenwalde befindet sich ca. 60 Kilometer östlich von Berlin und umfasst mehr als 4.700 ha Wald, wovon 90% aus Nadelhölzern und rund 10% aus Laubwald bestehen. Er liegt, wie der Name schon vermuten lässt, um die Domstadt Fürstenwalde/Spree und hat eine Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurück reicht. So hat der Name der Stadt Fürstenwalde wohl seinen Ursprung in einer fürstlichen Stadtgründung im Wald. Schon in den frühesten Waldbeschreibungen tauchen die alten Namen der drei großen Reviere auf und noch heute bilden der Beerenbusch, die Kleine und die Große Heide (Buchte und kleine Tränke) den Kern des Stadtwaldes. Zum Stadtforst Fürstenwald gehören auch zwei Naturschutzgebiete: Im Revier Beerenbusch liegt das gleichnamige Naturschutzgebiet Beerenbusch. In diesem Gebiet findet man naturnahe Stieleichen-Hainbuchen sowie Erlenbruchwälder auf insgesamt 70 ha. Der Schutzzweck ist die Erhaltung dieser Stieleichen-Hainbuchenwälder in denen neben den genannten Baumarten noch eine Vielzahl von weiteren Baum- und Straucharten vorkommen. Das Große Fürstenwalder Stadtluch mit naturnahen Moor- und Bruchwäldern umfasst eine Fläche von ca. 59 ha. Das Naturschutzgebiet ist auch als Flora-Fauna-Habitat Gebiet der Europäischen Union eingetragen. Dieses Naturschutzgebiet liegt im Revier Kleine Tränke, dessen Schutzziel die Erhaltung der Niedermoorstandorte ist.
Geschichte
Der Name der Stadt Fürstenwalde hat wohl seinen Ursprung in einer fürstlichen Stadtgründung im Wald, an den Ufern der Spree vor den Toren Berlins.
"Kaum darff man funffzig Schritt hin vor dem Thore gehen / So sieht man rund herumb die grossen Wälder stehn"
So beschrieb der Fürstenwalder Bürgermeister Jacobus Lotichius 1679 den Stadtwald. In der Grenzurkunde von 1285 wird der Besitz der Stadt, ,,wie sie dieselbe von ihrer Gründung in alten Zeiten her besessen hat", von den Markgrafen Otto und Otto dem Jüngeren bestätigt. Knapp 40 Jahre später musste niemand geringeres als der Sächsische Kurfürst Rudolf von Sachsen für die Fürstenwalder und ihren Wald kämpfen. Die Große Heide, südlich der Spree, lag im Sächsischen und dort im Einflussgebiet derer von Strelen. Durch die Vermittlung des sächsischen Kurfürsten und natürlich eine Zahlung der Stadt an die Strelens blieb auch die große Heide Fürstenwalder Stadtwald. Da in diesem Besitz nur wenig geeignetes Ackerland zur Versorgung der Stadt existierte, spielte der Waldbesitz eine enorme wirtschaftliche Rolle. Schon in den frühesten Waldbeschreibungen tauchen die alten Namen der drei großen Reviere auf und noch heute bilden der Beerenbusch, die Kleine und die Große Heide den Kern des Stadtwaldes. Neben Holzwirtschaft und Jagd spielte früher auch der Honig eine große Rolle.
So besaß die Stadt 1589 in ihren Wäldern 187 Bienenstöcke. Die Gewinnung von Holzkohle und Teer bzw. Pech war für vielseitige Verwendungen ein weiterer Wirtschaftsfaktor.
Bei einer Reaktionsdauer von ca. 3 Stunden ergab es eine Ausbeute von ca. 10% des eingesetzten Holzes als Holzteer der Rest war Holzkohle und mittelalterliche Teerschwele.
1699-1700 wurde auf Betreiben des Kurfürsten Friedrich III., später Friedrich I., König von Preußen, das Jagdschloss Fürstenwalde erbaut, dem 1706 noch ein Lustgarten folgte. Es sollte als Zwischenstation für seine Reisen zu den Mustergütern in Golzow (Oderbruch) dienen. Schon bei seinen früheren Reisen machte er gern in der Stadt halt, um im Beerenbusch zu jagen.
Fürstenwalde West
Heute ist Fürstenwalde West ein Teil des Ortes Hangelsberg und reichte ungefähr bis zum heutigen Parkplatz am „Spree-Curry“ Das große Gebäude war früher die Gaststätte „Mazurek“. Die nördliche Grenze von Fürstenwalde West ist die heutige Bahnlinie Berlin-Warschau. Der Kreistag beschließt. Auf Grund der Verordnung über die Bearbeitung von Anträgen auf Änderung von Bezirks-, Kreis- und Gemeindegrenzen und Umbenennung von Gemeinden (Gesetzblatt Teil 1/17/55 vom 6.1.1955) bestätigt der Kreistag die Eingemeindung des Ortsteiles Fürstenwalde-West in die Gemeinde Hangelsberg. Der Beschluss tritt mit Wirkung vom 28. Juni 1956 in Kraft. (Quelle: 28. Juni 1956 Beschluss Nr. 10/56: LOS-Kreisarchiv FIS-N 186)
Schleuse und Wehr Große Tränke, Spree-Oder-Wasserstraße (km 68,75 und km 69,05)
Am 18. Oktober 1887 erfolgte bei Große Tränke die Grundsteinlegung für den Bau des Oder-Spree-Kanals. 1891 wurde der 87,7 km lange Kanal eröffnet. Die Schleuse Große Tränke mit einer nutzbaren Länge von 55,00 m sollte bei starker Wasserführung der Spree Schleppschifffahrt auf der Strecke Wernsdorf-Große Tränke ermöglichen. Das in der Müggelspree errichtete Wehr diente dazu, bei niedrigem Spreewasser die Strecke Große Tränke-Fürstenwalde schiffbar zu halten. 1904 entstand unmittelbar neben der Schleuse eine zweite. Diese hatte einen weiteren Anstieg von Schiffen zur Folge. 1929 wurden die Stemmtore im Unterhaupt der Südschleuse durch ein Hubtor ersetzt; die nutzbare Länge betrug nun 67,50 m. Seit den 1950er Jahren war der Betrieb der Anlage eingestellt. Obwohl der Wasserstand ausgeglichen und die Schleusentore ganzjährig geöffnet waren, mussten die Schiffe durch die nur 9,60 m breite Nordkammer navigieren. Zur Erleichterung der Schifffahrt wurden 2004 die längste überflüssige Schleusenanlage und die desolate Schleusenbrücke zurückgebaut. Eine neue Brücke überspannt nun ohne störende Pfeiler die 40 m breite Öffnung für die Schifffahrt. Im Dezember 1997 wurden ein neues Wehr mit drei Wehrfeldern und die Bootsschleppe für muskelbetriebene Sportboote in Betrieb genommen. Zur Ermöglichung von Fischwanderungen zu Laich- und Nahrungsplätzen errichtete der Wasser- und Landschaftspflegeverband "Unterer Spree" umläufig zum Wehr einen Fischpass. Nutzbare Abmessungen vor dem Rückbau:
Nordkammer L x B: 59,40m x 9,60m Südkammer L x B: 67,50m x 8,53m Hubhöhe: 0 – 1,35m (vom Hochwasser der Spree abhängig)
Oder-Spree-Kanal Geschichtsdaten kompakt
1886 Preußische Regierung stellt 12,6 Mio. Reichsmark für den Bau des Oder-Spree-Kanals bereit 18.10.1887 Grundsteinlegung für den Bau des Kanals bei der Großen Tränke 1889 Ausschreibung für Entwürfe eines neuen Schiffstyps für Oder und Oder-Spree-Kanal („Breslauer Maßkahns“) 1. Mai 1891 Eröffnung des Oder-Spree-Kanals mit Einkammer-Schleusen (55,0 m x 8,50 m) in Wernsdorf, Große Tränke, Fürstenwalde (65,0m x 8,50m), Kersdorf und einer dreistufigen Schleusentreppe in Fürstenberg (Oder) 1892 Bau eines Pumpwerkes in Neuhaus zur Versorgung des Kanals mit Spreewasser 1895 - 97 Erste Verbreiterung des Oder-Spree-Kanals Weitere Veränderungen und Modernisierungen erfolgten bis 2016 (https://www.oder-spree-kanal.de/buch.html)
Stadtluch, Torfgraben und Torfgrabenbrücke
Zur Torfgewinnung im Stadtluch schreibt Dr. Goltz:
„Eine neue Hülfsquelle, den Bedarf der Commune herbeizuschaffen, und das nöthige Capital zur Abtragung der Schulden zu erlangen, scheint sich dadurch geöffnet zu haben, daß die Commune den Entschluß faßte, das 278 Morgen große Torfluch in der großen Heide durch einen bedeutenden Abzugsgraben trocken legen zu laffen, und es steht zu hoffen, daß diese Operation den gewünschten Erfolg haben werde.“
Schon im Jahre 1760 brachte das königl. Generaldirectorium die Beförderung des Torfstiches in Erinnerung, und es wurden von sämmtlichen Gegenden, wo sich Torf befand, Nachrichten eingezogen. Unter den angegebenen Orten wurde auch Fürstenwalde genannt, und man hatte dabei das große Stadtluch bei Braunsdorf im Auge.
Und im Jahre 1804 ist versucht worden, das angeführte Luch zu entwässern, und find deshalb 1900 Rthlr. nutzlos zu den Vorarbeiten verwandt, da der gefertigte Graben seinem Zwecke nicht entsprach, und später fast ganz einging, als der eintretende Krieg diese Arbeit in den Hintergrund stellte. Der jetzige Entwässerungsplan ist von einem königl. Baubedienten gefertigt, und inclusive der beiden über den Canal zu führenden Brücken auf 3600 Rthlr. veranschlagt. Der Canal ist 600 Ruthen lang ( entspricht ca. 2260 m) zwischen 12 und 14 Fuß tief und wird gleich so eingerichtet, daß der gewonnene Torf auf ihm verschifft werden kann, wodurch es hoffentlich möglich werden wird, einen ziemlich bedeutenden Absatz zu erlangen, da die Transportkosten gegen alle übrige in einem Umkreise von mehreren Meilen belegenen Torfstiche nur sehr unbedeutend sein werden, und das Material, wenn auch nicht von bester, doch von mittelmäßiger Qualität ist.“
Ab dem frühen 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Baus des Oder-Spree-Kanals 1887und dem Beginn der Förderung von Braunkohle 1842 in den Rauener Bergen wurde im Stadtluch zwischen Braunsdorf und Markgrafpieske Torf gewonnen, teilweise noch parallel.
Mit dem Bau des Oder-Spree-Kanals wurde jedoch der Torfgraben zwischen Luch und Spree vom Kanal durchschnitten und durch Kanalaushub teilweise zugeschüttet. Bereits im 18. Jahrhundert entdeckte man in den Rauenschen Bergen mehrere Braunkohlelagerstätten. Nach genaueren Erkundungen im Jahre 1829 im Schlangengrund und am Teufelssee begann der Abbau im Jahr 1842. Reste des Torfgrabens und der nördlichen Torfgrabenbrücke kann man heute noch sehen. Sie befinden sich zwischen dem Küchengestell und dem Heugestell, etwa dort, wo der Torfgraben in die Spree mündete.
Zettelberg, Herrentisch und Buchte
Zum Anfang bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts (ca. 1609 – 1670) wurde durch kaveln um die Nutzung der Wiesen per Losverfahren entschieden. (kavel - aus dem Niederländischen bzw. Plattdeutschen = Ackerstück, Parzelle, Los) Ausgangspunkt war der Zettelberg auf der südlichen Spreeseite heute etwa gegenüber der Straße „An der Priesterwiese“ in ehemals Fürstenwalde West.
Dr. Goltz schreibt dazu in seiner Chronik: „Wir wenden uns zu den Wiesen, welche zur Stadt Fürstenwalde gehören. Kein Mangel ist bei uns an stolzen Wiesen-Feldern, die mit Vergnügung wir sehn bei und in den Wäldern. Die Wiesen erstrecken sich auf viele Meilen; und die Heukavelung ist ein Bürgerfest.
Der heutige Blick vom Zettelberg dürfte der Goltzschen Schilderung nicht mehr entsprechen. Zur Zeit Lotichius‘ wird noch kein Wald den weiten Blick über die Wiesen und über die etwas südwestlich des Zettelberges befindlichen Menschenmenge verstellt haben. Wenn man aber mit der Schilderung im Hinterkopf auf dem Zettelberg steht, kann man es sich sehr gut vorstellen.
Nach dem Kaveln gingen Honoratioren und Ratsherren ein Stück in Richtung Kirchhofen uber die Wiesen, um sich am „Herrentisch“ zu einem zünftigen Ess- und Trinkgelage einzufinden. Hier wurde aufgetischt und die Verteilung der Wiesenflächen gebührend begangen. Dass sich Leute versuchten, in „bessere Kreise einzuschleichen“, ist, wie Lotichius und Gotz schreiben, offensichtlich kein neues Phänomen.
Unser poetischer Führer schildert uns diese Wiesenfeier:
Des Heues wird, Gott Lob, so viel nur wird begehrt:
Der Wiesen Nutzen ist viel tausend Krohnen wehrt.
Mit den muß keiner nicht, wie ihm es gut dünkt, walten;
Der Rath stellt Ordnung an, wie man sich sol verhalten:
Ein jeder laufft früh aus dort hin, da ihm bekant
Der allgemeine Ort, der Zettel-Berg genant.
Wann nun die Bürgerei sich dort hat eingestellet,
Wird umb die Grafung fort ein gleiches Loß gefället,
Die Zetteln hebt man aus (das Loß wird so beliebt!)
Ein jeder kriegt das Stück, welchs ihm sein Name giebt.
Dann jeder Zettel, der hält seinen eignen Namen;
Das Graß ist eingetheilt, mit Numern allzusammen:
Auff welchen Numer des und dessen Name fällt,
Da ist das eigen Graß, daß der und der behält.
Drauff fährt der Rath nun fort bei einer Meilen weiter,
Schaut, was der Koch geschafft, der Küchen-Zubereiter,
Bey dem vor Alters so genannten Herren Tisch,
Allda wird auffgesetzt, Brodt, Bier, Wein, Fleisch und Fisch
Nach essen hat man frei, frisch zum Confect zu greiffen,
Darbei sind vorgelegt zwar Pfeiffen, doch nicht Pfeiffen,
Nur die, so tat des Thons versetzen guten Rauch, -
und geben für den Schall den Wolcken-dicken Schmauch.
und dieses Wiesen-Mahl ist wenigen nur zu Ehren;
Doch dringen sich itzt ein, die nicht darzu gehören:
Ihr Mißbrauch ist so weit und tieff gerissen ein,
Daß er kaum ohne Streit wird abzuschaffen sein.
Ich lobe noch den Brauch der abgelebten Alten,
Die kunten Gasterey bei ringer Einkunft halten:
So weit das Lösegeld nur wolt erstrecken sich,
Da wurden von tractirt, Sie, Dieser, Der und Ich.
Die beiden Gestelle Küchengestell und Heugestell dürften die ältesten Wege sein. Das Küchengestell läuft in etwa immer parallel zur Spree auf der südlichen Seite und ist noch nicht so schnurgerade, wie die späteren Gestelle, die hauptsächlich auch die Aufgabe hatten, die Forsten in möglichst gleichmäßige „Jagen“ zu teilen und den möglichst leichten Zugang - hauptsächlich aber den Abtransport des eingeschlagenen Holzes und des Wildes zu gewährleisten.
Das Küchengestell könnte seinen Namen von der Tatsache haben, dass für das von Goltz geschilderte Gelage notwendigen Speisen und Getränke über dieses zum Herrentisch transportiert worden sind. Der Herrentisch ist auch heute noch vorhanden Er befindet sich auf der südlichen Seite der Spreebrücke Mönchwinkel, dort wo heute immer noch der Grillplatz ist. Auch den Standort des Forsthauses „Buchte“ kann man immer noch erahnen, wenn man von diesem Herrentisch ein Stück auf der südlichen Spreeseite in Richtung Osten geht.
Goltz schreibt zur „Buchte“: 27. Wir kommen nun zur Buchte, einem Hütungsplatze, wo Kühe und Kälber weiden, besehen die drei Schäfereien, deren eine dem churfürstlichen Amte, die andere und älteste dem Rath, und die dritte dem Richter Caspar Cratz gehören“ (Diplomatische Chronik der ehemaligen Residenzstadt der Lebusischen Bischöfe Fürstenwalde, von ihrer Erbauung bis auf die gegenwärtige Zeit, mit 14 lithographierten Blättern Von Dr. G. F. G. G o l tz, Archidiaconus am Dom St. Marien zu Fürstenwalde. Fürstenwalde, 1837. Gedruckt auf Kosten der Commune daselbst. In Commission der Enslin'schen Buchhandlung - Ferdinand Müller zu Berlin)
Das Heugestell diente mit großer Wahrscheinlichkeit dem Transport des Heus von den gekavelten Wiesen in die Scheunen der Fürstenwalder Bürger. Alle anderen Wege und Gestelle dürften erst deutlich später angelegt worden sein. Die heutige Beschilderung von Zettelberggestell, Heugestell, Küchengestell, Torfgraben und andere, verdanken wir unserem Stadtforstdirektor Thomas Weber.
Übrigens: Die Schilderung der Kavelung und des Gelages am Herrentisch hat Goltz aus der Chronik des ehemaligen Bürgermeisters und Chronisten der Stadt Fürstenwalde - Jakobus Lotichius übernommen. Lotichius lebte von 1617 bis 1691 und war von 1662 bis 1685 Bürgermeister Fürstenwaldes.
„Die Stadt Fürstenwalde mit allen ihren zugehörigen Stücken in gebundener Rede oder poetisch beschrieben von Jakob Lotich“ Seine „Reim-Chronik“ enthält zwei Teile: 1. Die natürliche Anordnung der Stadt. 2. Die Stadt selbst.
Eine bebilderte PDF-Version gibt es hier:
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