Ketschendorf
Dr. Gisela Griepentrog
Zeittafel Ketschendorf (4. Fassung vom 02.09.2019)
Ab 1490
erste urkundliche Erwähnungen: 1490 als Ketzschendorff, 1496 Ketzkendurff, 1510 Ketzkindorff, 1600 Ketzschendorff,
1518 erste Erwähnung des Lehngutes Ketschendorf im Biebersteinschen Erbregister, als Bischof Dietrich von Bülow, als Vertreter des Hauptgläubigers (Bistum Lebus) die verschuldeten Herrschaften Beeskow- Storkow übernahm.
1595 Hochwasser schwemmte Dämme, Brücken und Mühlen an der Spree weg.
1611 Verkauf des Lehngutes an den Storkower Steuereinnehmer Thomas Kogge, von da an rascher Wechsel der Eigentümer, bis nach dem Ersten Weltkrieg die Aufteilung in Siedlerstellen erfolgte.
1705 Erste Erwähnung eines Lehrers in K. im Rauener Kirchenbuch.
1735 Einrichtung der Dorfschmiede
1806/07 Napoleonische Kriege. Zweimalige Plünderung des Ortes durch französische Truppen.
1807 Durchzug rückziehender Rheinbundtruppen. 10 Wochen Besetzung durch Württemberger. - Flecktyphusepidemie und Rinderpest.
1810/11 Vollständige Missernten durch Trockenheit
1812 Russlandfeldzug. Bedrückung durch Durchzug von 10.000 Reitern.
1813 Auf dem Gelände bei den heutigen Samariteranstalten kleine Scharmützel zwischen französischen Besatzungstruppen und Kosaken. Kaiser Alexander I. von Russland zieht durch den Ort.
1816 16.Januar, Friedensfest
1829 Neue Schule eingeweiht (nicht erhalten), Einführung des neuen Lehrers Steinhausen, amtiert bis 1854.
1830 Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern in K. nach dem preußischen Edikt von 1811.
1831 Abschluss der betreffenden Regulierungen
1833 Einrichtung des alten Friedhofs am Rauener Kirchweg.
ab 1842 Errichtung von Braunkohlebergwerken in den Bergen südlich um K.
1850 – 54 Chausseebau Fürstenwalde – Beeskow (Verlängerung der Ketschendorfer Hauptstraße, ehemalige Chausseestr., heute August-Bebel-Straße).
1858 Feldseparation
1874 Bau der Chausseegeld – Hebestelle (Chausseehaus), Eröffnung 1.November.
1887 27.Januar, Brand der neuerrichteten Holländerwindmühle des Mühlenmeisters Kreeter in der Chausseestraße.
Um 1890 Beginn der Umwandlung der Bauerngemeinde in eine spätere Arbeiterwohnsitz- Gemeinde. Ansiedlung größerer Industriebetriebe.
1891/92 Schulneubau mit 2 Klassen an der Chausseestraße (heute noch erhaltener Bau an der August-Bebel Str,)
1892
1.August, Einrichtung einer Posthilfsstelle unter Leitung des Chausseegeld – Erhebers Junge.
1892 22. Oktober, Feuersbrunst verwüstet Dampfschneidemühle und weitere Produktions- stätten des Mauer- und Zimmermeisters Puttendorf in K.
1895 1. April Eröffnung einer Anstalt für Behinderte „Bethanien“ in ehemaligem Fischer- Gasthaus „Sandschlösschen“ an der Spree. (1892 schon als „Lazarushaus“ von Albert Burgdorf in Fürstenwalde, Alter Schützenplatz 14 – heute Goetheplatz - gegründet.) Weitere Vergrößerungen durch Ankauf von Nachbargrundstücken.
1897 Erfolgte dort die Einrichtung einer Sonderschule für geistig Behinderte.
1901 3. Januar, Bisherige Sozietätsschule in K. wird in Gemeindeschule umgewandelt.
1901/2 Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Einweihung der Feuerlöschspritze.
1904 9. Dezember K. wird eigenständiger Standesamtsbezirk Nr. 37
1904/5 Errichtung eines zweistöckigen Schulgebäudes auf dem Schulgelände mit 3 Klassenzimmern und 3 Lehrerwohnungen, jetzt sechsklassige Schule (erhaltener Backsteinbau auf dem Hof). - Gründung eines Kirchbauvereins
1905 Erste Arztpraxis: Dr. med. Wien aus Hannover
1905 -1910 Verdoppelung der Einwohnerzahl auf 3198
1908/09 Schließung des alten Friedhofs und Neuanlage am Fuße der Rauener Berge. - Schiffsbaumeister Kubler plant die Errichtung einer Schiffswerft. - Lehrer Ernst Siebke wird eingestellt (Autor der ersten Ketschendorfer Chronik,1935). - Schule wird siebenstufig mit 500 Kindern, 9 Klassen u. 6 Lehrern und –innen. Umwandlung der Wohnungen in Klassenräume.
1910 16. September, Weihe der Kirche - Samariteranstalten richten verschiedene Werkstätten für Behinderte ein.
1911 Maschinen - und Treibriemenfabrik Adolf Schwartz u. Co. (ASUCO) von Berlin nach K. verlegt (Spreeufer). - 2. Juni, Eröffnung der Kreisbahn (Scharmützelseebahn, Bäderbahn) Fürstenwalde-Saarow. 19. Dezember, Verlängerung: Saarow Ost - Beeskow - Gemeinnützige Stiftungsurkunde der Samariteranstalten, dreiteilig: in Fürstenwalde, Rauen und Ketschendorf. In K.: Blödenanstalt, Siechenhaus u. Diakonenanstalt.
1912 Ausbau des Umschlaghafens zur Errichtung einer Gasanstalt, -1. November, Einweihung der Gasanstalt, verbunden mit Straßenbeleuchtung per Fernzündung. Lichterfest im „Schwarzen Adler“.
1913 Postagentur in Postamt umgewandelt, nach Kriegsausbruch wieder zurück.
1914-18 Erster Weltkrieg - Einrichtung eines Kinderhortes mit Schulküche, Schließung wegen Geldmangels im Frühjahr 1915.
1915 25. Januar, 500 Soldaten werden in K. bei Hausbesitzern u. Mietern einquartiert. - Die generell hohe Säuglingssterblichkeit während der Kriegsjahre erreicht in ihren Höhepunkt mit mehr als einem Drittel gestorbener Neugeborener (25 von 73). - 5. Mai, Eröffnung einer Apotheke, Chausseestr. 94a, C. Haarbrücker. - 18. Juli, Freibankordnung der Gemeinde
1917 29. Juni, Abbau der Kirchenglocken - 21. November, Gassperre wegen Kohlemangels - Die 1896 in Berlin-Köpenick gegründete Deutsche Kabelwerke AG, die Kabel für Schacht- u. Hüttenanlagen und später auch Automobile fertigte, erwirbt in K. 33ha Land um ein zweites Werk zur Erweiterung ihrer Rüstungsproduktion zu errichten.
1918 1. Juli, Aus bisherigem Schulzenamt wird hauptamtliche Gemeindevertretung. - Kriegsende: 127 gefallene Ketschendorfer. - Drohende Auflösung der Samariteranstalten wegen Geldmangels, Rettung durch ausländische Anleihe.
1919 Frühjahr Baubeginn des Kabelwerkes an der Spree und einer Siedlung mit 50 Wohnungen (ausgestattet mit Wasserleitung u. elektrischem Licht), ausgeführt von der „Märkische Heimstätten GmbH“.
1920 Ausschreibung Steigerturm (Feuerwehranlage). Sieger: Bauunternehmer Spaas Ketschendorf. - Deutsche Kabelwerke AG kauft weitere 80 ha Land in K.
u. verlegt bis 1925 einen Teilbetrieb nach K.
1922 Kreisbank Beeskow richtet Nebenstelle ein. - In Berlin wird die Tochtergesellschaft DEKA Pneumatik gegründet, die dort Reifen für Fahr- u. Motorräder, Automobile und LKW produziert.
1923
Metallguss Betrieb Hammerhütte (heute Duktilguss GmbH) beginnt Produktion und Vertrieb von Eisengusserzeugnissen in K.
- Aufbau eines Elektrizitätswerkes auf dem Gelände des Gaswerkes in K., das zuvor in Köpenick von den Kabelwerken gekauft, komplett abgebaut u. nach K. transportiert worden war.
1925 Einweihung des Kirchenbaus der Samariteranstalten
1926 3. September, Elektrisierung der Ketschendorfer Wohnungen (Abschluss 1929).
1927 Handelsregister- Eintrag Nr. 62: Hüttenwerk Ketschendorf AG. - Übergabe des fertigen, 900m langen Industriekomplexes an der Spree mit Kabel-, Draht-, Blei- u. Gummifabrikation, mehreren Lagern u. Laboratorien sowie Verwaltungsgebäuden u. Kantine. - Fährverbindung Kabelwerk (Heuweg) zur ehemaligen Amtskolonie Fürstenwalde wird angelegt.
1928 Kino Alhambra Film- u. Bühnenschau (bis 1949/50, danach Orion) eröffnet.
1933 18. April, Tod Albert Burgdorfs, Sohn gleichen Namens wird Nachfolger (war schon seit 1931 2. Pfarrer in Samariteranstalten), er wird 1935 verhaftet (Nachfolger wird Pfarrer Hoffmann). - Die Brüder Hirschmann, Gründer der Kabelwerke A.G, fallen der Arisierungswelle der Nationalsozialisten zum Opfer, werden verhaftet, müssen aus den Kabelwerken ausscheiden u. 1935 ihre Firmenanteile an die Dresdner Bank verkaufen. - Gutshaus (Schloss) wird Altersheim für „Deutsche Christen“
1934 Bau der Reinhold-Muchow-Siedlung.
1935 Kabelwerk Rheydt (Aufsichtsrat R. Pferdmenges) wird Besitzer der DEKA Fabriken. - Hammerhütte fertigt Produkte für Maschinen-, Berg- u. Fahrzeugbau
1936 20. August, Neuer Amtsbezirk Ketschendorf: Ketschendorf, Langewahl, Petersdorf, Streitberg wird gebildet.
1937 Reifenwerk nimmt Produktion auf (laufende Produktion ab 1941). Eigentlich ist 1937 der Baubeginn des Reifenwerkes am Tränkeweg. Die Produktionsaufnahme erfolgte im September 1940
Siehe hierzu Geschichte der der Industrialisierung Ketschendorfs
1939 Beginn des Baus der Reifenwerksiedlung durch die Firma Hartwig aus Fürstenwalde.
1940
Euthanasie: 25 Behinderte aus den Samariteranstalten nach Brandenburg verlegt, einer Zwischenstation auf dem Weg nach Bernburg oder in andere Ver-nichtungslager der Nazis.
1941 Erste Luftangriffe auf K.
1943
Errichtung der unterirdischen Nachrichtenzentrale „Fuchsbau“ in den Rauener
Bergen (DVZ Durchgangsverstärkerzentrale ?), mit Aufstellung der SS
Führungsnachrichten-Abteilung. Dafür Errichtung eines Arbeits - Außenlagers des KZ
Sachsenhausen (Oranienburg) an der Autobahn.
1945 Bildung des kasernierten Volkssturms in Fürstenwalde. -16. April, Schwerer Luftangriff auf Fürstenwalde und K. -18. April, Flucht der Bevölkerung aus beiden Orten. -Luftangriffe auf flüchtende Soldaten und Zivilbevölkerung auf der Autobahn und Befreiung durch die Sowjetarmee und Vergeltungsaktionen in den Tagen nach dem 20. April. -24. April, Endgültige Besetzung Ketschendorfs durch die Rote Armee. Einquartierung der Soldaten in Kasernen und Privathäusern, dazu Räumung ganzer Straßen, von Straßenteilen und Wohnhäusern. -Ende April, Errichtung des Internierungslagers Nr. 5 (bestand bis Februar 1947) der Sowjetischen Besatzungsmacht in der Arbeitersiedlung der Deutschen Kabelwerke. (Hier kamen 1000de Menschen ums Leben.) -Der russische Kommandant setzte den ersten Bürgermeister nach dem „Zusammenbruch“ (allgemeiner Sprachgebrauch der Zeit) einen ehemaligen lettischen Zwangsarbeiter, ein. Ihm folgte ab 27. September Max Siedow (SPD). -Anfang Mai, Bildung einer neuen Polizeistation mit neuen Kräften, an der Spitze Hans Gaiser (KPD) - Sommer. Bildung eines Frauenausschusses, der viele soziale Hilfsleistungen durchführte, z. B. bei der Betreuung der Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und vor allem mit der Aktion „Rettet das Kind“. So organisierte er trotz des großen Lebensmittelmangels in den Dezembern 1945 und 1946 mit Hilfe der Bevölkerung Weihnachtsfeiern für die Kinder. -30.10. Enteignung des ASUCO Werkes (Ottilie Szaika). Rückgabe am 17.4. 1948 aufgrund des SMAD-Befehls 64 vom 30.4.1948. -Oktober, Enteignung des Sägewerkes Stier (Besitzer August Wassermann) und der Kraftfahrzeug-Reparaturwerkstatt Keue aufgrund des SMAD-Befehls 124.
1946 Januar, K. hat 6769 Einwohner, davon 716 Umsiedler (Flüchtlinge), außerdem Heimkehrer (Kriegsgefangene) in großer Zahl und russische Besatzungskräfte (500-600). -18. März, Wiederaufbaubefehl 84 der SMAD -24.April, Vereinigungs- Parteiversammlung KPD-SPD in Beeskow (offiziell 25.April.).
-Juli, K. hat 6600 (!) (in der Quelle heißt es „Zugänge und Abgänge bleiben im Rahmen.) Einwohner, davon 934 Umsiedler und außerdem 760 russische Offiziere und Mannschaften mit ihren Angehörigen. Letztere haben über 232 Wohnungen beschlagnahmt. Es herrscht großer Wohnungsmangel. -ab Sommer, Räumung ganzer Straßen von bis dahin von der Besatzungsmacht besetzten Häusern. Teilweise Räumung der DEKA-Siedlung, deren Wohnungen aber erst instand gesetzt werden müssen, aber auch als Dienstwohnungen für die zu bildende neue Belegschaft des neuaufzubauenden DEKA-Reifenwerkes gebraucht werden. -9. September, Das DEKA-Reifenwerk wird enteignet. -15. September, Erste Gemeindebürgermeister Wahlen, Sieger wird der Schneider Willi Scholz (SED).
1949 Gießerei „Hammerhütte“ wird volkseigener Betrieb. -17. Oktober, Gründung der DDR
1950 1.Juli, Rauensche Ziegelei und K. werden zu Fürstenwalde eingemeindet.
Geschichte der der Industrialisierung Ketschendorfs
- ↑ Dr. Gisela Griepentrog; Zeittafel Ketschendorf (4. Fassung vom 02.09.2019)